Jedes Jahr am 8. März wird der Weltfrauentag begangen – ein Tag, der dazu dienen soll, die Errungenschaften von Frauen weltweit zu feiern und auf die noch bestehenden Ungleichheiten und Diskriminierungen hinzuweisen. Doch während die Intention edel ist, gibt es Aspekte dieses Tages, die mir, und vielleicht auch dir, gehörig auf die Nerven gehen.
Lass mich diese mit dir teilen und gleichzeitig hinterfragen, ob wir diesen Tag überhaupt brauchen.
1. Die Kommerzialisierung der Frauenrechte
Kennst du das auch? Plötzlich sind alle Schaufenster und Werbekampagnen in Rosa getaucht, und Frauen werden mit Blumen und Rabatten überhäuft – nur weil sie Frauen sind.
Was als Anerkennung gedacht sein mag, fühlt sich oft wie eine leere Geste an, die die tatsächlichen Anliegen und Kämpfe von Frauen weltweit überschattet.
2. Die Reduktion auf einen Tag
Warum sollten wir Frauen nur an einem Tag im Jahr feiern? Die Errungenschaften, Kämpfe und Geschichten von Frauen verdienen es, jeden Tag gehört, gesehen und gefeiert zu werden. Ein einziger Tag reicht nicht aus, um die Vielfalt und Tiefe weiblicher Erfahrungen zu erfassen. Die Fokussierung auf einen Tag kann dazu führen, dass die laufenden Bemühungen und der kontinuierliche Kampf für Gleichberechtigung in den Hintergrund rücken. Es geht nicht darum, für einen Tag im Jahr Königin zu sein, sondern um Gleichberechtigung und Anerkennung an jedem einzelnen Tag. 365 Tage im Jahr also.
3. Die Verschiebung der Verantwortung
Manchmal fühlt es sich an, als würde der Weltfrauentag als Alibi genutzt, um für den Rest des Jahres in puncto Gleichberechtigung und Frauenförderung auf Sparflamme zu schalten. Ein Tag voller Veranstaltungen und Aktionen ersetzt keine konstanten Anstrengungen, strukturelle Ungleichheiten zu bekämpfen und echte Chancengleichheit zu fördern.
4. Die Vereinnahmung durch nicht-feministische Agenden
Es ist frustrierend zu sehen, wie der Weltfrauentag von manchen Organisationen und Gruppen vereinnahmt wird, die sich sonst kaum für die Rechte der Frauen stark machen. Wenn Unternehmen, die bekannt für ihre geschlechtsspezifischen Lohnunterschiede sind, plötzlich den Weltfrauentag feiern, ohne ihre eigenen Praktiken zu überdenken, dann wird der Tag seiner Bedeutung beraubt.
5. Das Fehlen einer inklusiven und diversen Perspektive
Nicht zuletzt nervt es mich, wenn der Weltfrauentag ohne eine inklusive und diverse Perspektive begangen wird. Frauen sind nicht eine homogene Gruppe – unsere Erfahrungen sind geprägt von unserer Ethnizität, Sexualität, unserem sozioökonomischen Status und mehr. Ein wahrhaft inklusiver Weltfrauentag muss all diese Aspekte berücksichtigen und feiern.
Brauchen wir den Weltfrauentag also?
Trotz aller Kritikpunkte glaube ich, ja.
Aber wir brauchen ihn richtig verstanden und gelebt – als einen Tag, der uns daran erinnert, dass der Kampf für Gleichberechtigung und gegen Diskriminierung nicht nur an einem Tag im Jahr stattfindet. Wir brauchen ihn als Katalysator für Veränderung, als Anstoß, das ganze Jahr über für die Rechte aller Frauen zu kämpfen und zu arbeiten. Lass uns diesen Tag nutzen, um Bewusstsein zu schaffen, und dann jeden einzelnen Tag danach nutzen, um dieses Bewusstsein in Handlung umzusetzen.
In Solidarität zu allen Frauen, an jedem einzelnen Tag!
Herzlichst,
Deine Silke
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